Wirkungen

Das Mündener Modell wurde im Frühjahr 2007 entwickelt. Seit dem Schuljahr 2007/2008 wird es realisiert und fortlaufend evaluiert. Die Ergebnisse des Modellversuchs im Schuljahr 2007/2008 haben gezeigt, dass das Schüler(innen)-Coaching in Verbindung mit einer klaren und wertschätzenden Führung des Klassenteams nachhaltig das Klassenklima verbessert und die Schüler(innen)zufriedenheit erhöht. Gleichzeitig erzielen die Lernenden bessere Leistungen. Die Schüler(innen)aussagen verdeutlichen: die Jugendlichen nehmen ihre Ziele in den Blick, aktivieren ihre Ressourcen und richten diese auf ihr Ziel hin aus. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Implementierung des Modells nachweislich auch die Lehrer(innen)zufriedenheit erhöht.
(Evaluationsergebnisse im Detail: Fischer, Albert: Coaching in berufsbildenden Schulen, 2008)

In der Verknüpfung der Elemente Schüler(innen)-Coaching und Klassenführung liegt insgesamt eine große Chance für einzelne Schülerinnen und Schüler, die Klassengemeinschaft, das Lehrer(innen)team, die Schulgemeinschaft und letztendlich auch für den Schulentwicklungsprozess an Schulen.

Eine systematische Implementierung des Modells

  • ermöglicht den Jugendlichen, die Euphorie und die Motivation zu Beginn des Schuljahres aufrecht zu erhalten. Hiermit ist konkret gemeint: Das zu Beginn des Jahres vage umrissene Ziel bewusst werden zu lassen und präsent zu halten.

  • unterstützt den Jugendlichen darin, Bewältigungs- und Lösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.

  • gestattet uns als begleitendes Lehrer(innen)team den Beziehungskontakt zu einzelnen Schülern(innen) zu vertiefen und ermöglicht gleichzeitig im Klassenraum den Aufbau einer sicheren und vertrauensvollen Atmosphäre, die den Zielerreichungsprozess wie auch die Umsetzung von Lösungsstrategien begünstigen.

  • begleitet Teambildungsprozesse im Lehrer(innen)team. Die Lehrkräfte treffen Absprachen, bleiben miteinander in Kontakt und reflektieren in regelmäßigen Abständen ihre Führungspraxis. Die Kooperation und der Austausch im Team stärken den Zusammenhalt und das Gefühl erlebter sozialer Unterstützung im Schulalltag.

  • begleitet Teambildungsprozesse im Klassenraum. Entsprechend der Phasen im Teambildungsprozess (Orientierung, Rollenfindung, Arbeitsphase, Ablösung) treten die Jugendlichen im Laufe des Monats November in die Arbeitsphase ein. Ab hier übernehmen sie zunehmend die Verantwortung für den eigenen Lernprozess. Sie erzielen in der Folge nicht nur bessere Noten, sie erleben auch ein höheres Maß an Selbstwirksamkeit, bezogen auf ihre eigenen Ziele.

Diese Vorgehensweise setzt seitens der Lehrkraft ein ausdrückliches Nachdenken über die Annahmen voraus, die dem eigenen Handeln zugrundeliegen. Jährlich durchgeführte Fortbildungen ermöglichen eine Reflexion über das eigene Werte- und Rollenverständnis sowie einen Austausch über eigene Erfahrungen im Prozess. Zugleich üben sich die Teammitglieder in den Techniken des Zuhörens und des Fragens und erweitern zunehmend ihre Fähigkeiten, mehr aus der Ebene des Erwachsenen-Ich heraus zu kommunizieren. Infolgedessen dienen die Lehrkräfte den Jugendlichen als Modell für gelingende Kommunikation und befähigen die Jugendlichen, ihr eigenes Kommunikationsverhalten weiterzuentwickeln.

Schüleräußerungen

Antworten auf die Frage: „Was finde ich am Coaching besonders gut?“ (anonyme Befragung)

« Dass mich mein Coach versteht bei meinen Problemen. Und ich mit ihm offen und ehrlich reden kann. » (2010)

« Dass wir meine Ziele besprechen. » (2010)

« Dass der Lehrer mir zuhört. » (2010)

« Dass die Lehrer einen ermutigen weiterzumachen und dass sie nicht so schnell einen aufgeben. » (2010)

« Dass man einen zum Reden hat wenn man Problem hat. Und das die Lehrkräfte einen wieder motivieren um seine Ziele voll zu erreichen. » (2009)

« Dass die Lehrkräfte einen verstehen, zuhören und Probleme anhört. Müsste öfters sein. » (2009)

« Am Coaching finde ich die Einzelbetreuung gut, und auch mal meine Lehrkraft mit anderen Augen zu sehen und zwar als Zuhörer. » (2009)

« Dass auf mich persönlich eingegangen wird. Das ich im Mittelpunkt beim Lehrer bin. Dass ich Ziele vor Augen habe. Dass mir Ziele klarer sind. Ich bin sehr motiviert nach dem Coaching. » (2009)

Anerkannt und Umgesetzt

Preise

  • Auszeichnung mit dem Deutschen Berufsschulpreis (2. Platz), 2009
  • Auszeichnung durch die Kreishandwerkerschaft Südniedersachsen (Geldpreis), 2009
  • Auszeichnung mit dem Innovationspreis des Landkreises Göttingen in der Kategorie „Handwerk und Dienstleistungen“, 2010
  • Stiftungspreis der EON-Mitte, 2010
  • Auszeichnung durch die Volksbank Mitte (Geldpreis), 2010

Innovationsvorhaben

  • Systematische Implementierung des Mündener Modells an allen berufsbildenden Schulen im Landkreis Göttingen
    im Schuljahr 2011/2012
    Kooperationspartner: Niedersächsisches Kultusministerium, Niedersächsische Landesschulbehörde,
    Kreishandwerkerschaft Südniedersachsen, IHK Hannover und der Landkreis Göttingen
  • Prüfauftrag der Schulinspektion-BBS zur Umsetzung des Qualitätsmanagements auf der Basis des Kernaufgabenmodells für berufsbildende Schulen in Niedersachsen
    • Prüfauftrag IV – Schüler(innen)-Coaching als Good-Practice-Beispiel 2018

Chancen für die Qualitätsentwicklung

Die Implementierung des Mündener Modells unterstützt das schulische Qualitätsmanagement, das sich an den EFQM-Kriterien orientiert. Seit etwa fünf Jahren ist das EFQM-Modell (European Foundation for Quality Management) als verbindliches Qualitätsmanagement öffentlicher berufsbildender Schulen in Niedersachsen eingeführt. (RdErl. d. MK v 14.10.2011 – 41 – 80 101/6-1/11 (SVBl. 11/2011 S.445) – VORIS 22410 – Bezug: RdErl. d. MK v. 9.6.2004 – 403- 80 101/6-1/04)

Eine Implementierung des Mündener Modells unterstützt die EFQM-Prozesse u. a. in folgenden Qualitätsbereichen:

Qualitätsbereich „Schule entwickeln“

Verbesserungsprojekte durchführen. Die Schule führt Verbesserungsprojekte systematisch durch und setzt deren erfolgreiche Ergebnisse um. Sie dienen der Erreichung der strategischen Ziele und/oder verbessern die Schülerleistungen.

Qualitätsbereich „Bildungsangebote gestalten“, „individuell fördern“

Leistungsbereitschaft steigern. Die Schule fördert in den jeweiligen Bildungsgängen systematisch die Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler.

Qualitätsbereich „Bildungsangebote gestalten, beraten und unterstützen“

Auf Regelabweichungen reagieren. Die Schule reagiert systematisch auf ein Verhalten von Schülerinnen und Schülern, das von den vereinbarten Regeln abweicht.

Individuell beraten. Die Schule bietet Schülerinnen und Schülern in persönlichen Fragen Unterstützung und Beratung und organisiert die erforderlichen Angebote zur Hilfe.

Qualitätsbereich „Ergebnisse und Erfolge beachten“

Jährlich durchgeführte Evaluationen stellen sicher, dass die Wirkungen des Modells erhoben, Entwicklungspotentiale abgeleitet und eine Weiterentwicklung bzw. Etablierung des Modells gewährleistet wird.